#7 – Otavalo und Cotacachi
Am Wochenende war ich wieder wandern, aber diesmal wollte ich etwas mehr sehen und habe mir daher eine Übernachtung in Otavalo gegönnt. Otavalo selbst ist für seinen grossen Markt der indigenen Produkte bekannt, mich hat aber mehr der Kratersee nache Cotacachi interessiert. Die Wanderung um den See ist jedoch mit 5 Stunden ausgeschrieben, und mit der Anreisezeit von 4 Stunden ging sich dann eben nicht mehr alles an einem Tag aus.
Jedenfalls, mein Lieblingsthema Bus fahren: Habe mir wieder den Bus raus-gesucht der mich zu einem der nördlichen Bus Terminals bringen sollte, bin um 6 Uhr auf um möglichst bald mit der Wanderung beginnen zu können. Jedoch war ja Feiertag und Wochenende, und weder Google noch die offizielle Seite der Anbieter geben gesonderte Fahrzeiten an. Also steh ich bei der Station und warte 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten (bei einem 8 Minuten Intervall). Da die Zeiten bei der Station auch nicht ausgeschrieben sind weiss man ja nie wann der Bus jetzt wirklich kommen sollte, ob es eine Baustelle und somit eine Umleitung gibt oder aufgrund des Feiertags der Bus nur jede Stunde oder gar nicht fährt. Bin dann wieder zur nächsten größeren Station gelaufen bei der auch noch eine zweite Linie fährt, und siehe da, nach 5 Minuten kommt der eigentliche Bus aus einer falschen Richtung! Egal, rein und eine Stunde weiter zum Terminal. Dort hab ich mich mal zurechtfinden müssen bei welchem Schalter ich nun das nächste Ticket kaufen kann und will mich dann in die Schlange stellen. Ein Security blockiert den Weg und meint ich muss mich anstellen, ich meine das ich das ja gerade vor habe, er zeigt nur hinter mich und sagt dort. Eine 100m lange Schlange die alle nach Otavalo wollen. In der Schlange wird man dann ständig von Taxifahrern genervt die für 10$ anstatt der 2.5$ ihr Service anbieten, es hätten sich auch noch weitere Leute dafür gefunden, aber ich wollte die erstens die Bus Erfahrung und hatte zweitens keine Lust dann 1.5h Stunden mit anderen Leuten auf der Rückbank eingepfercht zu sein. Mit nur einer weiteren Stunde Verspätung bin ich dann los. Von Quito aus geht es eigentlich permanent bergab, sehr interessante Landschaft, und auf dem Weg habe ich sehr viele Baustoffhersteller gesehen. Also Ziegel- und Holzlatten-Produktionsstätten sowie Bambusstangen für Gerüste und Leitern. In der Nähe von Otavalo hat es dann auch noch sowas wie ein Zementwerk gegeben. Keine Ahnung ob die Region dafür bekannt ist. in Otavalo habe ich sofort einen Anschlussbus nach Cotacachi bekommen, von wo ich aus dann mit dem Taxi zum Krater gefahren, jedoch hat der Bus in Cotacachi einen kleinen Umweg fahren müssen, da wegen Allerseelen die Zufahrtsstrassen zum Friedhof gesperrt war. Dort hat es sich ordentlich abgespielt, die Leute haben gewartet dass sie hineinkommen so voll waren die! Dort wird dann neben dem Grab der Verstorbenen gepicknickt.
Menschenmasse vor und im Friedhof von Otavalo
Es ist interessant zu sehen wie sich die Taxifahrer mit den Preisen anpassen. Von Quito nach Otovalo (1h ) Fahrt verlangen sie 10$, von Cotacachi zum See 6$ für 15 min. Aber dort fährt auch kein Bus hin und die Touristen zahlen es halt. Hab zwar noch einen Dollar runterhandeln können aber billiger kommt man als externer dort nicht hin, aber viel wichtiger war dass ich eine Visitenkarte bekommen habe da man noch viel weniger von dort zurück kommt. Der Kratersee ist wirklich riesig und es werden auch Bootstouren angeboten, es sind bis zu 3 Boote auf einmal auf dem See unterwegs. Die Wanderung selbst ist mit 14km, 500 Höhenmetern und 5 Stunden Gehzeit ausgeschrieben. Ich bin die Tour im Uhrzeigersinn gestartet, also mit der harten Steigung zuerst. Es war echt traumhaftes Wetter und eine schöne Wanderung. Es waren dann doch auch noch viele Familien unterwegs die mich aber immer alle brav vorbeigelassen haben nachdem ich höflich gegrüßt habe. Bei einem Aussichtspunkt habe ich dann eine Familie getroffen, deren Vater sein Austauschjahr in Wiesbaden (D) gemacht hat. Seine Frau hat dann gesagt dass nur er Deutsch spricht und wir haben uns dann weiter in Englisch unterhalten. Da wollte ich eigentlich spanisch sprechen, aber sie wollten wirklich Englisch reden. Tja, bin dann aber gleich weiter da ich nicht zu viel Zeit verlieren wollte. Die Wanderung war jetzt nicht „anspruchsvoll“ bis auf ein Hindernis, in einem quasi Minital (2m Erdwände auf beiden Seiten) war eine Lacke unbekannter Tiefe mit einer Holzplanke. Diese jedoch hat nicht einen sehr stabilen Eindruck gemacht, was ein vorsichtiger Test auch bestätigt hat. Diese Planke war für ecuadorianische Personen gedacht und nicht schwere Europäer. Aber da auch die Lacke ecuadorianische Verhältnisse hatte konnte ich problem ohne Anlauf darüber hinweg setzen, fast schon darüber steigen, musste dann kurz über mich lachen dass ich nicht gleich gesprungen bin. Bin die Wanderung dann flott in 2.5h zu Ende gegangen (bei den Anstiegen wieder mit recht hohem Puls) und war schon am herumkramen wegen der Taxi Visitenkarte, als von hinten ein Taxi kommt und fragt ob ich mit will. Das war ein sehr glücklicher Zufall ohne warten gleich eine Rückfahrt zu bekommen, mein Lehrer und auch online Blogs haben davon berichtet dass man oft nur per Anhalter wieder zurück kommt. Im Taxi war auch schon ein anderer Herr der sich dann mit dem Fahrer unterhalten hat, aber das war so unverständlich dass ich wirklich nur ein paar Worte verstanden hab. Haben dann angehalten und ich frage ob das der Platz in Cotacachi ist, er sagt einen Namen und „JA“. Bin also raus, der Taxler weg und ich check das war der Name der Ortschaft die anscheinend vor Cotacachi ist. Egal, dann geh ich halt zu Fuss bis zur Bushaltestelle. Hatte aber wieder Glück das mit bereits nach einer Minute ein Bus nach Otavalo entgegen gekommen ist, den gleich herangewunken und war dann in 30 Minuten in meiner Unterkunft. Interessant ist auch die Landschaft und die sich ständig wandelnde Geometrie durch die scheinbaren Schnitte der Wolkendecken. Man kann den ganzen Tag in die Landschaft starren und sieht immer eine neue Konstellation.
Cuicocha Lagune
Beweisfoto Kunst am Weg Ausblick auf die Berge Rückseite mit Blick auf den Cotacachi Vulkan den Cotacachi
Otavalo – Samstags ist immer ein großer Markt, den hab ich dann aber verpasst und die Leute nur mehr abbauen sehen. War dann aber nur kurz was essen und bin dann bald schlafen gegangen, dachte zuerst es gibt noch ein Konzert in der Nähe, aber es war dann nur das Kino auf der Rückseite des Hostels in dem gerade „Terminator 4“ lief, aber ich schlafe sowieso immer mit Ohrstöpsel. Am nächsten Tag habe ich mir dann den nahegelegenen Wasserfall und den Kondor-Park angesehen. Der Weg zum Wasserfall ist echt nett, fast schon wie ein Erholungspark angelegt auf der einen Seite (Stege, Wege, ein Bad), auf der anderen Seite etwas wilder (auf der bin ich gegangen). Am Wasserfall hätte ich dann für 1$ Fotos mit geschmückten Lamas machen können (gerade noch widerstanden) und hab den Leuten etwas beim Pritscheln zugesehen, bevor ich dann weiter zum Kondor-Park gegangen bin. Da hab ich es auch wieder geschafft nicht den eigentlichen sondern den direkteren Weg zu „gehen“. Der war gerade mal breit genug um zu gehen mit Abhang daneben und ein bisschen einer Kletterei (war aber nicht schwer da es genug Wurzeln zum anhalten gegeben hat). Schweren Atems komm ich dann oben an und seh ein Pärchen dass vor dem Wasserfall vor mir gegangen ist vorbei schlendern, da hab ich dann gemerkt dass es anscheinend auch einen normalen Weg gegeben hätte ^^.
Hütten am Weg, für Verpflegung ist immer wieder gesorgt
Fluss-Gras „Vorhang“
Pfade und Brücken im Fluss Bereich
Wasserfall
Aussichtsplatform
Wasserfall
Regenbogen neben dem Wasserfall
Kondor Park – Bin dann noch einiges hoch gelaufen zum Park, und hab dann auch noch 5$ Eintritt bezahlt, relativ viel hier. Dementsprechend waren die Autos (hauptsächlich SUVs) die hier parken entweder Mietwagen oder von den wohlhabenderen Ecuadoriandern. Es hat ein grossen Raum mit generellen Informationen zu Vögeln und den Raubvögel gegeben die ich sogar mit meinem Spanisch verstanden habe und bin dann gleich weiter in den Park. Hier gibt es für jede Spezies ein eigenes riesiges Volaire, aber wenn man bedenkt wie groß die adlerartigen sind, dann ist das Volaire doch sehr klein. Mir war nicht bewusst wie gross diese Greifvögel werden können, die sind einen halben bis ganzen Meter groß! Fotos gibts hier nicht wirklich viele da sie meistens hinten im Schatten und zu weit gesessen sind. Die drei beeindruckensten waren natürlich der grösste Vogel: Kondor, die Adlereule und die Harpie. Ich kenne die Harpie ja nur aus der griechischen Mythologie und den damit verbundenen Masken, mir war nicht bewusst dass es sich hier eigentlich um einen Adler mit 2m Spannweite handelt. Es hat dann auch noch eine Flugshow von einer Stunde gegeben die zu gut besucht war. Der Typ hat auch so ein halbes Kabarett abgezogen, aber die Schmähs waren nicht so gut, habs nicht verstanden ^^. Aber was ich verstanden habe ist dass es sich hier um Vögel handelt die gerettet wurden, gepflegt werden oder „gespendet“ wurden. Es wurde zumindest kein Vogel aus der Natur entführt da die Käfige dann doch klein sind für die Größe der Vögel. Bin dann wieder eine Stunde runter in die Stadt gegangen, hab mir den etwas kleineren Markt mit all den tollen Pan-Flöten, Ponchos, Hüten etc. angesehen. Ich bin da nicht wirklich der Kunde, kann mich damit nicht so verbinden und finde das meiste ist nur Kramsch, und warme Sachen für die Berge hab ich selbst mitgenommen. Bin dann also wieder zum Bus Terminal und habe sofort einen Bus zurück nach Quito bekommen. In Quito ist der lokale Bus dann wieder nicht gekommen, bin dann einfach in die Richtung gefahren und bin bei einem anderen Terminal umgestiegen und quasi vor der Tür gelandet. Das ist etwas mühsam und Leute hier verwenden auch Google Maps und kein anderes App für den Nahverkehr, also keine Chance sich da ohne Erfahrung zurecht zu finden, oder ich hab die falschen Leute gefragt, aber busfahren bleibt nach wie vor spannend!
Weisskopfadler vor der Show
Flugshow
Weisskopfadler bei der Show
Aussicht am Weg zum Kondorpark
Aussicht am Weg zum Kondorpark
Deine Erzählungen vom Trubel in der Stadt und dem Busfahren heitzen mein Fernweh nicht unbedingt an, ganz anders aber die Fotos von den Wanderungen und den spektakulären Aussichten.
Toll, dass du nicht die gemütliche/einfache Variante mit dem Taxi wählst und dich immer wieder auf kleine Abenteuer einlässt!
I wanted to see the Lamas (and you)….. = (
wunderschöne Landschaft! Aber eine Frage hätte ich da noch: das war zu Allerheiligen, ja? Hast du irgendetwas von den Totenkult dort mitbekommen? Das würde mich interessieren, die Kultur geht ja mit Ahnen und Verstorbenen ganz anders um…
Bei der Radtour sind wir bei einem Friedhof vorbeigefahren und ein Mopedfahrer hat sich beim Vorbeifahren bekreuzigt, also die Leute sind schon extrem gläubig aber mehr kann ich nicht sagen. Ich denke mal es ist vergleichbar mit Mexiko, das Fest weniger bunt aber vom Totenkult wahrscheinlich ähnlich.